Die Proklamation des neuen Königs Philipp VI.

Ab Mitternacht des 19. Juni 2014 wird Spanien einen neuen König haben, Philipp VI. Die Verkündigung wird im Abgeordnetenhaus (Congreso de los Diputados) um 10:30 Uhr des gleichen Tages stattfinden und da wir nun mehrmals von unseren Kunden gebeten worden sind, folgen hier die wichtigsten Punkte zur Veranstaltung:

Welche Familienangehörigen werden den neuen König bei der Proklamation begleiten:

–          Seine Ehefrau: Königin Letizia

–          Seine zwei Töchter: Leonor, baldige Prinzessin von Asturien und Tronerbin. Außerdem ihre Schwester Infantin Sofía.

–          Seine Mutter: Königin Sofía, die weiterhin diesen Titel bis zum Ableben tragen wird.

–          Seine Schwester: Infantin Elena.

–          Seine Tanten: Infantinnen Pilar und Margarita

Welche Familienangehörigen werden den neuen König bei der Proklamation nicht begleiten:

–          Sein Vater: König Juan Carlos I. , der mitteilte, dass er nicht erscheine, weil er dem neuen König nicht die Aufmerksamkeit stehlen wolle… obwohl die Gründe wohl anderer Natur sein mögen. Auf jeden Fall wird er den neuen König beim Empfang begleiten, der im Königspalast stattfinden wird und zu dem mehr als 2000 Gäste (Botschafter und Persönlichkeiten von Rang und Namen) nach der Verkündigung geladen sind.

–          Seine Schwester: Infantin Cristina, die sich nach dem Skandal wegen der nebulösen Geschäfte ihres Mannes, dem Herzog von Palma, und den damit verbundenen Anschuldigungen „freundlicherweise” aus der Öffentlichkeit zurückzieht.

Welche weiteren Institutionen werden im Abgeordnetenhaus vertreten sein:

–          Die drei noch lebenden ehemaligen Ministerpräsidenten: Felipe González, José María Aznar und José Luis Rodríguez Zapatero.

–          Die Regierungs-, Kongress- und Senatspräsidenten.

–          Fast 700 Parlamentarier des Kongresses und des Senats.

Symbolik der Proklamation:

–          Der neue König wird die Paradeuniform des Oberbefehlshaber der Landstreitkräfte tragen. Es wird gemunkelt, dass sein Vater ihm die dazu gehörige Schärpe umlegen wird.

–          Die Krone wird zwar bei der Proklamation dabei sein, aber der König wird diese nicht aufsetzen. Es handelt sich um eine Krone aus vergoldetem Silber und rotem Samt. Sie wiegt ein Kilogramm und stammt von 1775, aus der Epoche Karl III. Eingearbeitet ist das Symbol des Bären am Bärenbaum, das für die Stadt Madrids steht und normalerweise auf dem Wappen wiederzufinden ist. Diese Krone wird seid der Proklamation von Isabel II. für die spanischen Könige verwendet.

–          Das Zepter wird auch zu sehen sein. Es wurde in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts hergestellt und ist ebenfalls aus vergoldetem Silber feinster Handarbeit.

–          Die einzigen Unterschiede zu der Proklamation seines Vaters Juan Carlos I. bestehen darin, dass beim Vater auch das Kruzifix da war und nach der Verkündigung eine Messe gehalten wurde. Diese religiösen Zeichen sind in der neuen Proklamation verschwunden.

Rundfahrtsstrecke der neuen Könige durch Madrid nach der Zeremonie:

–          Die Könige werden aus dem Haupteingang des Abgeordnetenhaus, vor dem die Löwen wachen, hinausgehen, wo ein Rolls Royce auf sie warten wird. Dieser ist nicht aufklappbar – noch immer denkt die Königsfamilie an das Attentat auf ihren Urgroßvater Alfons XIII.

–          Diejenigen, die dem Spektakel beiwohnen möchten, können nicht näher als bis zum Neptun-Brunnen oder fünfzig Meter entfernt von dem Ausgang herangehen, von der Puerta del Sol aus.

–          Das Auto wird die Könige zum Königspalast bringen und dabei folgenden Weg zurücklegen: Pº del Prado, Calle Alcalá, Gran Vía, Plaza de España, Plaza de Oriente.

Sicherheitsvorkehrungen:

–          Die Antiterror-Sicherheitsstufe wurde an diesem Tag auf Stufe 3 erhöht (Maximum ist 4).

–          7000 Agenten werden für die Sicherheit der Könige sorgen.

–          Der Luftraum über Madrid wird während der Proklamation und der Rundfahrt geschlossen bleiben.

–          Hunderte von Scharfschützen werden auf den benachbarten Dächern während der Rundfahrt wachen.

Weitere Daten:

–          Es werden mehr als 1000 Journalisten anwesend sein, um für 240 Medien in 24 Ländern zu berichten.

 

–          Die madrilenischen Läden verkaufen seit Tagen Fanartikel für die Proklamation. Wenn Sie also noch ein Souvenir aus Madrid suchen, wäre so eines keine schlechte Idee. Bedenken Sie, dass die letzte Königsproklamation vor 39 Jahren in Spanien war…

Warum hängen wir die Schinken auf?

Eine Frage, die uns immer wieder gestellt wird, wenn wir eine Tapas-Tour machen, ist: „warum hängt man in Spanien Schinken an die Decke?“. Darauf gibt es zwei Antworten.

 

Einer der Gründe ist rein praktischer Natur: damit die Schinken komplett trocknen und in perfektem Reifegrad auf den Teller kommen, hängt man sie an die Decke der Bars, damit bei der Lagerung die einzelnen Schinken immer genügend Luft umgibt, um so zu verhindern, dass sich Feuchtigkeit bildet. Neben dem Trocknen verlieren die Schinken auch ihr überschüssiges Fett. Daher seht ihr, dass am unteren Ende jedes Schinken ein Plastikwännchen in Form eines umgedrehten Regenschirms hängt, um das heruntertropfende Fett aufzufangen. Diese Plastikwännchen nennt man daher auch „chorrea“, abgeleitet vom Verb „chorrear“, was soviel heiβt wie ‚triefen-tropfen‘.
Der zweite Grund ist geschichtlich begründet. In Spanien lebten über Jahrhunderte hinweg neben Christen auch Muslime und Juden. Die letzten beiden Religionen verbieten das Essen von Schweinefleisch, weil es sich um ein ‚gottloses‘ Tier handelt. Die Christen, stolz auf ihre Religion, hängten ihre Schweineschinken nun deutlich sichtbar in ihre Bars und Restaurants, um allen Besuchern zu zeigen, dass hier Christen lebten und Schinken gegessen wurde. Diese Tradition scheint in den christlichen Vierteln von Sevilla im 10. Jahrhundert entstanden zu sein und ist seiher in ganz Spanien gebräuchlich.
Es gibt allerdings auch noch eine andere Erklärung historischen Hintergrunds. Als die Iberische Halbinsel unter den Katholischen Königen wieder vereint wurde, verboten diese jede andere Religion, welche nicht katholisch war. Viele Juden, die ihre Familien und Geschäfte in Spanien hatten, konvertierten ehrlich zum Christentum, viele andere bekannten sich zum Katholizismus einzig und allein, um der Vertreibung zu entgehen während sie weiterhin ihre jüdische Religion im verborgenen lebten. Die Heilige Inquisition – religiöse Gerichtsbarkeit, die sich in Spanien gegründet hatte, um die korrekte Ausübung der katholischen Religion zu sichern – begann schließlich an vielen dieser „falschen“ Christen zu zweifeln und traf eine praktische Entscheidung. Sie hängten in die Hauseingänge der Verdächtigen einen Schinken und die Bewohner mussten ab und an von ihm essen, um vor aller Augen zu beweisen, dass hier nicht die jüdischen Bräuchen befolgt wurde, indem der Schinken langsam aber stetig abnahm.
Die erste praktischere Erklärung ist heute wohl der wahre Grund dafür, dass man Schinken an die Decke hängt. Es ist weniger Exhibitionismus oder Dekoration, als vielmehr die korrekte Lagerung – obwohl man zugeben muss, dass es beim Tapas-Essen kaum etwas schöneres anzuschauen gibt, als ein paar saftige Iberische Schinken, die von der Decke baumeln. 🙂